Ich will so bleiben wie ich bin

Manuel Andrack, Klartext
In der Fußball Bundesliga marschiert ein Verein aus dem Osten Richtung Champions League: Rasenballsport Leipzig, gesponsert von Red Bull. Der Dosenkonzern hat sehr erfolgreich mit aggressivem Millionen-Einsatz einen Fußballverein aus dem Boden gestampft. Egal ob man das nun gut findet oder nicht, man muss es wohl akzeptieren. Aber könnten große Firmen nicht auch in die Finanzierung von Wanderwegen einsteigen? Oder sich an der touristischen Vermarktung von Wanderregionen beteiligen? Synergieeffekte liegen auf der Hand und der sympathische Imagegewinn durch die Identifizierung mit der Wanderlust ist offensichtlich. Wandern steht für Natur, nachhaltige Mobilität, Heimatverbundenheit, Gesundheit, Spaß und Glück. Das ist nicht zwingend Fiktion, denn es gibt bereits Wanderwege, die unmittelbar von der Industrie unterstützt werden. Das weltweit bekannte Traditionsunternehmen Carl Zeiss unterstützt in Thüringen den Qualitätsweg “Saale-Horizontale”. Das ist ein Rundweg um Jena herum mit dem Motto: “Wandern mit Weitblick”. Das war natürlich eine Steilvorlage für das Optikunternehmen Carl Zeiss. Die Optiker setzten noch einen drauf und ersannen für die “Saale-Horizontale” den Slogan “Wenn Fernes plötzlich nah erscheint”. Logisch, wir Wanderer wollen gerne gehen und auch in die Ferne sehen. Im Zweifelsfall mit einem Präzisions-Fernglas der Jenaer Optik-Firma. Lieber in der Natur in die Ferne sehen, als zu Hause fernsehen. Auch die Schuhindustrie begeistert sich schon für die Wanderwelt. In der Nähe von Trier gibt es die Traumschleife “Romika-Weg”. Der Slogan: So weit die Schuhe tragen. Nein, Quatsch, das habe ich mir gerade ausgedacht. Aber es wäre doch keine schlechte Idee, wenn auch andere Firmen sich verstärkt für die schönen Wanderwege ihrer Region engagieren würden. Nehmen wir als Beispiel den Qualitätsweg Burgensteig, der von der Merck-Stadt Darmstadt nach Heidelberg am Rande des Odenwalds verläuft. Ich habe schon einen sehr coolen Slogan für das Pharma-Unternehmen kreiert: “Wenn die Füsse noch so schmerzen, nimm Merck-Tabletten für Dein Herzen!” Okay, an dem Reim müsste man noch ein klein wenig feilen, aber dazu gibt es ja Werbeagenturen. Meistens würde es aber reichen, die schon existierenden Werbesprüch auf die Wanderwelt zu beziehen oder sie leicht zu modifizieren. Der Daimler-Konzern könnte über fast jeden Wanderweg rund um Stuttgart behaupten: Dieser Weg steht unter einem guten Stern. Und die Commerzbank sollte Tausende bequeme Sinnenbänke in ganz Deutschland sponsern, immer unter dem Motto: “Die Bank an ihrer Seite”. Das größte deutsche Unternehmen ist Volkswagen, die haben ein paar Probleme zur Zeit. Man sollte es sich in Wolfsburg überlegen, auf das Thema Wandern zu setzen: “Wandern – Mobilität ohne Dieselmief.” Außerdem: Sagt nicht jeder Wanderer von sich “Ich will so bleiben, wie ich bin?” Und warum? Natürlich “weil ich es mir wert bin”. Denn bei jeder Wanderung ist man “Mittendrin statt nur dabei”, absolut “nichts ist unmöglich.” Es ist noch nicht mal so unwahrscheinlich, dass man einem alten Bekannten bei einer Wandertour begegnet und dann freundlich grüßt: “Hallo Herr Kaiser!” Mittlerweile sind ja die Werbe-Möglichkeit für Zigarettenunternehmen stark eingeschränkt worden, daher kann man schlecht mit dem Slogan “Ich gehe meilenweit für Camel Filter” werben. Aber die Bierbranche lässt sich noch zu oft die Chance entgehen, einen schönen Wandertag mit einem Bier danach zu bewerben. Viele unterhopfte Wanderer finden nach einer gelungenen Wanderung: “Heute ein (Wander-) König, welch’ ein Tag!”. Ganz in Ruhe lässt man noch mal beim Belohnungsbier die “Perlen der Natur” vor seinem geistigen Auge vorbei ziehen. Eins ist klar, “Die Freiheit (zu wandern) nehme ich mir!” Weil: „Wandern – Ich liebe es!”

Man sieht, die Kooperationsmöglichkeiten zwischen werbetreibenden Industrieunternehmen und der Welt des Wanderns ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Daher empfehle ich: “Just do it!”
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