Pecunia non olet – Geld stinkt nicht

Manuel Andrack, Klartext
“Hat Ihnen die heutige Wanderung gefallen? Das macht 4,95 Euro. Sammeln Sie Punkte?” Die junge Dame kassiert mit einem bezaubernden Lächeln meinen Obulus für die Wanderung auf dem Dhünnsteig. Die Tour war wirklich toll gewesen, eine phantastische Landschaft, eine intelligente Wegführung, die Markierung war top, diese Wanderung war wirklich jeden Cent wert.

Bezahlschranken für Wandertouren hört sich ein wenig nach neoliberaler Science Fiction an. Normalerweise ist es doch so: Eine Gemeinde oder eine touristische Region entscheidet sich dafür, einen Prädikatsweg, im Bestfall sogar einen Haufen Prädikatswege anzulegen. Das kostet Geld: Markierung, Wegsicherung, Möblierung, Marketing, nachhaltige Pflege der Wege. Das alles ist für den Wanderkunden umsonst, die Wanderwege werden als Teil der Wirtschaftsförderung subventioniert. Die Kosten kommen im Zweifelsfall nur auf indirektem Weg wieder rein: Indem die Wanderer ihr Geld in der Region lassen: In Gaststätten, in Hotels, an Tankstellen. In diesem Zusammenhang möchte ich mal einen dringenden Appell loslassen: Ich finde es im höchsten Grade bedenklich, bei einer Wanderung Rucksackverpflegung dabei zu haben, falls Einkehrmöglichkeiten vorhanden sind. Wenn man schon auf Tour ist und die Landschaft genießt, sollte man doch auch das konsumieren, was diese Landschaft hervorbringt: Den Käse, das Brot, das Fleisch, das Bier, den Wein. Regionaler Wandergenuss verbindet sich mit regionalem Gaumenschmaus, so sollte es sein.

Wie aber hält es das benachbarte Ausland mit dem Wander-Mammon? In der Schweiz habe ich vor einigen Jahren ein anderes Bezahlmodell erlebt. Am Ende der Richter-und-sein-Henker-Twannbachschlucht bei Biel stand ein Kassenhäuschen und pro Person waren zwei Franken fällig. Die Schweizer machen keine Umwege, wenn es um Geld geht. Aber auch in deutschen Wanderregionen wird über Bezahlmodelle nachgedacht: es gibt konkrete Überlegungen, die Wanderer zur Kasse zu bitten. Weit fortgeschritten sind Pläne, per QR-Code oder noch besser per SMS einen freiwilligen Beitrag nach einer gelungenen Wanderung einzufordern. Das funktioniert dann ähnlich wie bei der Kollekte in der Kirche. Der eine wirft viel in den Klingelbeutel, der andere wenig, der dritte tut nur so als ob.

Man sollte mal in den westlichen Schwarzwald fahren, und auf den Premiumwegen Peterstaler Schwarzwaldsteig und den Griesbacher Wiesensteig wandern. Dort gibt es Bierbrunnen, Schnapsbrunnen, Weinbrunnen. Man trinkt, genießt, und bezahlt natürlich dafür. Die Verantwortlichen vor Ort haben mir berichtet, das klappe ganz großartig. Im “Opferstock” der Brunnen sei meistens mehr Geld als geplant, weil die Wanderer so froh über den Service seien und daher das “Trinkgeld” sehr opulent ausfalle. So einfach könnte es auch am Ende jeder gelungenen Wanderung sein: Bei Gefallen gibt jeder ein oder zwei Euro in das Geldkästchen, schon freut sich der Wegbetreiber. Denn gerade im Wald gilt die Regel: Ohne Moos nichts los!

Mir fällt aber noch eine Möglichkeit ein, wie man eine Wanderung bezahlen könnte. Unlängst las ich von einem verrückten Forschungsprojekt der Uni Philadelphia. Dort haben sie einen Kniegelenkdynamo entwickelt, der überschüssige Wanderenergie speichern kann. Genial, ein kleines Kraftwerk am Knie, die Lösung unseres Energie- und CO2-Problems! Man kann ganz egoistisch die Energie dafür nutzen, um sein GPS-Gerät und 10 Handys aufzuladen. Dafür reichen die fünf Watt, die man bei einer durchschnittlichen Tageswanderung erzeugt. Hört sich nicht so aufregend an. Aber so wird ein Schuh draus: Man spendet als durchschnittliche Wandergruppe von 500 Leuten die gesammelte Energie an die Wanderweggemeinde, und schon könnte man eine Straßenlaterne mit 2,5 KW beleuchten. Wir wandern, ihr spart Energie, das ist doch ein Bezahlmodell der Zukunft!
X